Mütter und Väter sind erschöpft vom Homeschooling und Homekitaing

Burnout Risiko Corona – warum Mütter längst erschöpft sein dürften

Aus dem Leben einer Mutter mit drei Kindern…

Wir schreiben den ersten Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie, anno April 2020. Von heute auf übermorgen schlossen im März mit einem für mich noch nie dagewesenen Hammer-auf-den-Kopf Schulen und Kitas ihre Pforten. Schnell mal Zwischenbilanz ziehen: Das bedeutet, zwei Kindergartenkinder und ein Schulkind machen sich ab demnächst für unbestimmte Zeit in meinem Büro breit und w/sollen Tag für Tag unterhalten werden. In meinem Büro, das zugleich mein Haus ist. My castle.

Dazu gesellte sich mein Mann, der Lehrer ist und fortan eben von zu Hause aus unterrichten soll. Klingt einfach. Sollte es aber nicht werden. Denn alle wollten sich besonders viel Mühe geben. Die Schule wollte, dass die Eltern zufrieden sind und deshalb jeden Tag nach Stundenplan Unterrichtsmaterial bereitsteht, es Rückmeldungen gibt und mindestens dreimal pro Woche per Video unterrichtet wird. Die Grundschule setzte eine Stunde täglich Videounterricht in unterschiedlichen Fächern an. Ja sogar der Kindergarten rief jeden Tag zum Morgenkreis auf. Natürlich nur freiwillig. Aber was tut man nicht alles, um sich Mühe zu geben. Bei so viel Chaos musste ein Plan her, der am Ende so aussah:

Same procedure as every day – so lange mein Mann nicht ausfiel und die Internetverbindung standhaft blieb.

Dass ich als freie Autorin selbst meinen Computer, mein Internet, meine Ruhe bräuchte, wurde zur Nebensache. Schon der Plan für die erste Woche trieb mir den Angstschweiß auf die Stirn. Drei Videokonferenzen sollen zur gleichen Uhrzeit stattfinden und nebenher ist der Dreijährige zu bespaßen? Wie es kommen musste, kam es. Drei Videokonferenzen parallel machte unsere von Glasfaserkabel weit entfernte Internetleitung nicht mit. Am nächsten Tag wurde priorisiert. Der Lehrer hat Vorrang, dann das Grundschulkind. Aber hey, für die Kindergartenkinder blieben ja noch Arbeitsblätter zum Malen übrig. Die sie natürlich nicht allein erledigten.

Moment mal, war da nicht noch jemand anderes, der den Computer eigentlich für seine Arbeit benötigt? Wie selbstverständlich steckte ich als Mutter bei der ganzen Sache zurück, kürzte meine Arbeitszeit oder verlegte sie in die Abendstunden, wenn ich mich eigentlich von dem tagtäglichen Chaos entspannen müsste, über das ich wochenlang die Oberaufsicht hatte – und irgendwie auch dachte, sie haben zu müssen. Erkennst du dich vielleicht dabei wieder? Willkommen im Club! Dann bin ich ja beruhigt, dass es nicht nur mir so geht.

Die Corona-Zeit setzt Müttern in größerem Maße zu

Nach Wochen zwischen Schulaufgaben, Video-Call und Streitschlichtung zwischen meinen Kindern verrät mir ein Blick in die Nachrichten, dass ich nur ein kleiner Teil von vielen bin. Bei der Hans-Böckler-Stiftung befragte man 7600 Erwerbstätige nach der Betreuung ihrer Kinder zu Hause. Von den befragten Müttern mit Kindern und 14 Jahren gaben 27 Prozent an, ihre Arbeitszeit hierfür zu reduzieren. Bei den Männern waren es mit 16 Prozent weniger.

Auch das subjektive Empfinden von Frauen, in diesem Ausnahmezustand für Haushalt und Kinderbetreuung ganz selbstverständlich verantwortlich zu sein, hat laut einer Studie der TU Chemnitz enorm zugenommen. Nun bin ich mit meinen überlasteten Homeoffice-Verhältnissen zu Hause noch gut bedient, wenn ich mir andere Berufsgruppen anschaue.

Frauen halten den Laden am Laufen – ist ja klar!

So wie ich zu Hause, halten in vielen Bereichen hauptsächlich Frauen den Laden am Laufen – darunter Mütter, die sich ebenso wie ich für das Zuhause verantwortlich fühlen. Fast 80 Prozent der Angestellten im Gesundheitssektor in der EU sind beispielsweise weiblich. Wie hier und in allen anderen Bereichen, die ich an dieser Stelle nicht erwähnt habe, das Nervenkostüm durch die Doppel- und Dreifach-Belastung aussehen dürfte, kann ich mir nur vorstellen.

Burnout betrifft auch Mütter in der Erschöpfungsfalle

Wenn Müttern die Fähigkeit verloren geht, sich in einer solchen Zeit auch mal zu erholen, ist ein Burnout nicht weit. Burnout. Ein belastender Begriff. Krisenstimmung wegen totaler Erschöpfung, Überlastung und Unzufriedenheit. Wichtigster Treiber ist meist der andauernde Stress in der Arbeitswelt.

Aber Moment: Ist Burnout nicht nur ein Problem von Workaholics? Was also sollen Mütter damit zu tun haben, die ja gar nicht wirklich arbeiten oder nur eine reduzierte Stundenzahl in einem Job leisten? Mitnichten! Die Trigger für ein Burnout sind – mit oder ohne Corona-Belastung – Müttern keinesfalls fremd:

  • Übermotivation und zu viel für die Familie wollen
  • Perfektionismus in ihrer Rolle
  • Die eigenen Bedürfnisse viel zu wenig ernst nehmen
  • Nicht “nein” sagen können
  • Fehlende Wertschätzung dessen, was sie leisten
  • Ständige Unterbrechungen der eigenen Tätigkeiten, um etwas für andere zu tun

Allein die fremdbestimmten Anforderungen an eine Mutter sorgen dafür, dass ihr Stresslevel permanent hoch ist. Das nimmt mit der Anzahl der Kinder zu und ebenso, wenn Mütter zusätzlich noch arbeiten. Dazu kommt die ständige Alarmbereitschaft 24/7. Denn anders als bei einem Job macht Mama nicht Feierabend. Die Gefahr, dass Mütter in ein Burnout rutschen, ist enorm hoch – aber irgendwie ein Tabu. Eine Mutter, die diese Erfahrungen macht, kämpft darüber hinaus mit Selbstvorwürfen. Denn: Wer soll sie ersetzen, wenn sie einfach ausgebrannt ist und nicht mehr kann?

Ist Hilfe für erschöpfte Mütter in Sicht?

Wenn Mütter schon generell viel zu oft über ihre Belastungsgrenze gehen müssen, wie schnell trifft ein Burnout dann wohl alleinerziehende Mütter? Wenn niemand in die Verantwortung, die Betreuung und die alltäglichen Sorgen mit einsteigen kann? Hilfe auf allen Ebenen wäre in dieser Situation wichtiger als alles andere. Gerade während der aktuellen Corona-Problematik sollte das niemand aus den Augen verlieren.

Ein wichtiger Schritt der Politik war die Aufstockung der Kinderkrankentage eines jeden Elternteils auf 30 Tage für das Jahr 2021 (60 für Alleinerziehende). Diese Tage entlasten Körper und Geist der Eltern im Dauereinsatz zumindest ein kleines bisschen. Es ist ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, mit gesetzlichem Fundament, das nimmt mir im Zweifel erst mal keiner mehr. Von der Politik dürfen wir uns aber weit mehr erhoffen, zB “Equal Pay”, bei gleicher Leistung, gleicher Lohn. Das wäre eine echte Hilfe für erschöpfte Mütter!

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Was, wenn die emotionale Belastung auf den “Total Crash” zu läuft?

Was die emotionale Belastung angeht, mit dieser nervenaufreibenden Situation umzugehen, ist der Kampf schwerer zu gewinnen. An der Schwelle zu einem Burnout ist es für Mütter und Väter fast zu spät für eine Kehrtwende. Denn vor dem Burnout kommen zig zig vorangehende Anzeichen zum Tragen, Burnout ist das Ende eines sehr langen Erschöpfungszustandes. Umso wichtiger ist es deshalb für alle Eltern, auf irgendeine Art von Ausgleich zu setzen. Auf kleine, regelmäßige Oasen der Regeneration und Entspannung. Denn ein einzelnes Wochenende reißt das Ruder nicht herum.

Schafft ihr das? Wie wäre es zum Beispiel mit diesen Ideen:

  • Die nie enden wollenden Gedanken und Aufgaben mal bewusst unterbrechen und regelmäßig Zeit für dich selbst einplanen – ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
  • Wo oder weshalb ist für dich der Stress am größten? Organisiere deinen Tag so, dass manche Stresspunkte wegfallen.
  • Sag auch mal “nein”, obwohl du gefühlt eigentlich “ja” sagen könntest, weil ein bisschen mehr doch immer noch geht.
  • Nimm Hilfe an, wo du kannst – ohne schlechtes Gewissen.
  • Räumt euch Zeit zu zweit ein, denn die Homeoffice-Homeschooling-Hölle birgt weiß Gott genug Konfliktpotenzial für die Partnerbeziehung.

Und wir alle können Mütter und Väter, überhaupt alle, die in diesen Zeiten unter viel zu großem Stress stehen und “nur noch am Anschlag” sind, auf eine ganz simple Art Unterstützung signalisieren: Einfach mal mehr wertschätzen, was sie leisten.

Und falls unter unseren Lesern die Väter die Carearbeit im Familienalltag übernehmen und die hier beschriebenen Anzeichen ebenso hautnah erleben und spüren, wie Mütter, dann darf ich noch auf einen Artikel auf unserem Blog hinweisen, den ich euch gern empfehlen möchte: Vatersein in Corona-Zeiten.

Wenn auch dir der Stress und die Anforderungen über den Kopf wachsen, warte nicht bis zum Burnout. Auch eine Mutter darf schon bei den ersten Anzeichen die Notbremse ziehen. Väter in der Situation natürlich auch. Was tut ihr, um dem belastenden Corona-Alltag mit euren Kindern zu entfliehen? Lasst uns gern einen Tipp für alle da!

Wir freuen uns sehr, wenn du unseren Beitrag teilst und uns damit unterstützt. Vielen Dank!

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