Ein Ausnahmezustand in 4 Wänden
Derzeit befinden sich Eltern und Kinder in einem regelrechten Ausnahmezustand und es ist per heute gerade mal Ende von Woche 1, kita- und schulfrei. Bis zum 19. April sind es exakt noch 4 weitere volle Wochen, die für Familien nervenaufreibend sind und in denen nach und nach alle mal in einen Koller fallen können. Und sollte jetzt noch schlechtes Wetter kommen, dann stehen sie erst recht vor einer ganz besonderen Geduldsprobe. Hier eine gute Balance zu finden, die Nerven nicht zu verlieren und kreativ neu zu denken, Ideen auszuprobieren, für die die Zeit nie reichte und neue Dinge für sich und mit den Kindern zu entdecken, davon erzählten mir 10 Eltern mit Kleinen im Alter zwischen 4 Monaten und 8 Jahren.
Ein Interview mit 10 Müttern und Vätern aus der Kindertheater Zauberflöckchen Fangemeinde
Anna (1 Kind, 3 Jahre) Alexandra (2 Kinder, 4 und 7 Jahre), Bethany (2 Kinder, 5 Monate und 2,5 Jahre), Barbara (3 Kinder, 18 Monate, 3 und 5 Jahre), Frank (2 Kinder, 4 Monate und 3 Jahre), Juliane (2 Kinder, 3 und 5 Jahre), Jenny (3 Kinder, 4 und 6 und 18 Jahre), Kai (1 Kind, 3 Jahre) Nadja (2 Kinder, 1,5 und 6 Jahre), Raweewan (2 Kinder, 3 und 6 Jahre), Sebastian (1 Kind, 5 Jahre), Thorsten (4 Kinder, 17 Monate, 3 und 6 und 8 Jahre)
Theaterstück „Warten auf das Christkind“
Wir kommen in deine Kita
Aktuell erreichen uns viele dieser und ähnlicher Anfragen „Wir wurden bereits letztes Jahr von Ihnen besucht und waren begeistert. Es wäre wundervoll, wenn es noch klappt!“. Noch gibt es Termine für die Adventszeit 2024. Zu einem Angebot geht es direkt über den Button.
Wie geht es dir gerade in diesen Tagen?
Bethany: Nicht so schlimm, wir haben echt viel Glück. Unsere Kinder sind noch nicht in der Kita, also ist es für uns tagsüber nicht so anders, als sonst auch.
Raweewan: Gut!
Alexandra: Eigentlich ganz gut. Wir versuchen als Familie das Beste aus der Situation zu machen und werden uns gerade bewußt, wie wunderbar es ist, dass wir uns haben.
Frank: Ziemlich gestresst.
Anna: Recht gut, obwohl die Anspannung und Unsicherheit, die sich in der Gesellschaft aufgrund der Situation ausbreitet, beinahe von Stunde zur Stunde mehr spürbar ist.
Barbara: Ich dachte Anfang vorletzter Woche, dass ich mich testen lassen müsste, weil ich eine Mädelsskiwoche in Tirol hatte. Da bin ich frühzeitig abgereist, bevor die Grenzen zugemacht wurden. Jetzt nach allem geht es mir gut, ich/wir sind gesund! Alles andere ist nebensächlich.
Juliane: Eigentlich waren diese Wochen für die organisatorische Vorbereitung der Büroorga vor der Geburt unseres dritten Kindes im Mai reserviert. Von daher ist es recht turbulent gerade.
Sebastian: Mir geht es abseits der aktuellen Situation ganz gut. Als Selbstständiger ist mobiles Arbeiten für mich nichts Neues. Daher ist die Umstellung der Arbeitsumgebung, die viele jetzt betrifft, für mich kein Problem. Wie viele andere halte ich mich mehrmals am Tag über die Pandemie auf dem Laufenden und hoffe, dass sich sowohl der gesundheitliche als auch der wirtschaftliche Impact für die Gesellschaft in einem verkraftbarem Ausmaß bewegt.
Kai: Soweit gut, wobei die größte Unsicherheit wohl die kommenden Wochen darstellt – wie wird das funktionieren, wenn wir uns nur aus der Ferne sehen, aber nicht nahe sein dürfen?
Jenny: Wir sind ein wenig in einer Sondersituation in all dem Chaos. Wir haben letzten Montag unseren Teneriffa Urlaub verfrüht abgebrochen und sind nach Hause geflogen. Da wir über Madrid mussten, hieß es sofort freiwillige Quarantäne.
Nadja: Ich versuche, positiv zu denken und meinen Optimismus beizubehalten. Das fällt mir allerdings jeden Tag ein bisschen schwerer, da die eigene Freiheit immer spürbarer eingeschränkt wird. Besonders die Unsicherheit darüber, wie es nun weitergeht und wie lange diese Situation anhält, beschäftigt mich.
Thorsten: Es ist erstaunlich, was wir alle 6 leisten. Die Größeren sind Klasse, die helfen meiner Frau sehr. Die Kleinen fordern uns gerade mehr. Mir geht es gut: ich spare mindestens 1,5 Stunden Fahrzeit zum Job hin und zurück. Die Autobahnen sind leer, ich bin in 25 Minuten in Düsseldorf, keine Staus, keine Unfälle. Für meine Frau haben wir das Gästezimmer zu ihrem ganz eigenen gemacht, damit sie sich Auszeiten nehmen kann.
Wer von Euch ist nach Kita-/Schulschließung zu Hause geblieben?
Jenny: Was die Arbeit betrifft, sind wir diese Woche noch im Urlaub und arbeiten nicht. Die Unis sind eh geschlossen, die Dozenten machen Home-Office. Tobis Uni hat die Anweisung erteilt, das ganze Semester als Onlinekurs zu planen. Das wird er ab nächste Woche tun und sich ansonsten in seine Dissertation stürzen. Als Beamter sind sein Job und die Bezahlung erstmal sicher. Das ist zum Glück kein Problem.
Thorsten: Als angestellter Arzt muss ich da sein, d.h. ich kann nicht nicht in die Praxis gehen. Ich habe mit dem Chef einen freien Tag bis 19. April vereinbaren können, die Zeit arbeite ich nach. Im Wesentlichen stemmt meine Frau alles mit unserem Au-Pair und sie als Lehrerin hat ohnehin Elternzeit gerade.
Kai: Anna, bei der sämtliche beruflichen Termine (Kurse mit Eltern und Kindern) entfallen sind. Ich arbeite seit 19.03.2020 bis auf Weiteres vollständig von zu Hause.
Bethany: Wir beide. Wir sind beide noch in Elternzeit. Und Doug (Musiklehrer) ist wg. der Schulschließung sowieso zu Hause.
Nadja: Mein Mann und ich teilen uns die Kinderbetreuung, seitdem die Kitas geschlossen sind. Jeder arbeitet rund 4 Stunden am Tag.
Sebastian: Durch meine Selbstständigkeit bin ich zeitlich flexibel. Meine Frau und ich teilen uns die Betreuungszeiten schon immer ungefähr hälftig auf, sodass jeder die Gelegenheit hat, sich auf seiner Arbeit auszutoben – unabhängig vom Coronavirus. Unsere Tochter ist bereits seit Anfang März bei ihren Großeltern zu Besuch. Diesen Besuch verlängern wir aktuell auf Wochenbasis, solange wie es unsere Tochter möchte. Aktuell genießt sie es, bei Oma und Opa im Mittelpunkt zu stehen und sich im Garten auszutoben.
Alexandra: Ich bin zu Hause. Mein Mann ist Feuerwehrmann.
Raweewan: Beide. Mein Mann kann von zu Hause arbeiten, ich habe keinen Auftrag, da alle Veranstaltungen abgesagt sind.
Anna: Beide, Kai hat Home-Office.
Frank: Wir waren vorher beide in Elternzeit und müssen das jetzt verlängern. Seit Karneval sind durchgängig abwechselnd bzw. gleichzeitig Kinder oder Eltern krank. Anni war auch schon vor der Schließung der Kita eine Woche zuhause.
Juliane: Wir alle.
Barbara: Ich. Mein Mann darf ab nächster Woche Home-Office machen, das war dort bei denen bis dato ein „No Go“. Ich bin Freelancerin und bin es gewohnt mit dem Laptop von überall aus zu arbeiten. Nur ist bei mir alles storniert worden, ich habe ab sofort bis Herbst mindestens keine Aufträge mehr. Keine!
Wie hat Dein/Euer Arbeitgeber Euch unterstützt?
Nadja: Ich bin selbstständig, der Arbeitgeber meines Mannes zeigt Verständnis für unsere Situation und ist sich bewusst, dass mein Mann derzeit nicht voll arbeiten kann.
Alexandra: Überragend gut! Ich arbeite bei einem großen freien Jugendhilfeträger. Alle Mitarbeitenden, bei denen es möglich ist, sind schon sehr früh gebeten worden von zu Hause aus zu arbeiten. Da ich koordinativ unterwegs bin und in keiner Einrichtung arbeite, konnte ich problemlos meine Arbeit nach Hause verlegen. Wir sind generell digital sehr gut aufgestellt und können grundsätzlich von überall arbeiten.
Anna: Gar nicht, weil alle Unternehmen und Auftraggeber mit der Situation völlig überfordert sind. Es wird eher Solidarität seitens der Arbeitnehmer erwartet (Kurzarbeit, Verzicht auf Honorare usw.).
Frank: Ich wollte mich eigentlich auf den Wiedereinstieg Mitte/Ende März vorbereiten, aber in der aktuellen Situation kann ich nicht wieder anfangen zu arbeiten. Kristin braucht mich, sie kann nicht durchgängig zwei kleine Kinder betreuen.
Barbara: Mein Mann arbeitet im Ministerium und da war bislang die Möglichkeit, zu Hause zu arbeiten, gleich null. Jetzt sputen sie sich, und bieten es technisch vor allem, endlich an.
Sebastian: Der Arbeitgeber meiner Frau hat schlussendlich auch Home-Office angeboten. Ich fand seine Vorgehensweise allerdings etwas zögerlich. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass für mich als Selbstständigen diese Fixierung auf einen festen Ort als Arbeitsplatz etwas fremd geworden ist.
Thorsten: Er hat uns einen freien Tag der Woche zugestanden, wir haben einen neuen Schichtplan erstellt.
Raweewan: Diese Frage hat sich nicht gestellt.
Kai: Bei Bedarf hätte ich auch früher schon Homeoffice oder frei nehmen können.
Juliane: Wir sind beide selbstständig.
Jenny: Wir folgen dem Appell, Home-Office zu machen.
Wie hast du dem Kind/den Kindern den Ernst der Lage erklärt?
Jenny: Quarantäne und Ausgangssperre haben wir ja in Spanien schon erlebt. Deswegen war es für uns und sie kein Problem, sofort runter zu schalten. Mit den Kindern haben wir erst hier gesprochen. Wir haben gesagt, dass zur Zeit eine Grippe umgeht, die für alte Menschen besonders gefährlich ist und wir deswegen zu Hause bleiben müssen. Dann haben wir zusammen die Ansprache von Merkel geschaut. Oskar war traurig, dass er seine Freunde nicht treffen darf und dass er evtl. seinen Geburtstag nicht feiern kann.
Thorsten: Das ist tatsächlich gar nicht so einfach gewesen. Sie wissen, dass ich Arzt bin und sie denken, ich könnte alle Infizierten doch gesund machen.
Kai: Wir hatten durch ein Kinderbuch sowieso vor einiger Zeit das Thema Bakterien und Krankheiten. Das haben wir wieder aufgegriffen und unserem Kind erklärt, dass gerade ein Virus überall unterwegs ist und wir genügend Abstand zu anderen halten müssen, so dass der Virus nicht einfach „rüberspringen“ kann. Das hat sie sehr gut verstanden, wenn es auch in der Praxis noch etwas Übung braucht.
Barbara: Wir haben ihnen erklärt, dass die Krankheit/der Virus unsichtbar ist. Und die vielen minikleinen Viren aber sehr aktiv sind. Dieses Kinderbuch hat uns dabei geholfen: Wilma Wochenkurs erklärt Virus & Co.
Raweewan: Ich habe die Wahrheit gesagt, und dass sie keine Angst haben brauchen, solange wir die hygienischen Maßnahmen und Regeln einhalten.
Bethany: Wir haben versucht, James zu erklären, warum wir nicht mehr zum Spielplatz gehen dürfen… aber das versteht er natürlich nicht.
Frank: Da sind beide zu klein für.
Anna: Sachlich und kindgerecht und mit Unterstützung von diesem kurzen Video für Kinder. Hier wird das so wichtige Händewaschen [der ursprüngliche Link ist leider nicht mehr erreichbar] gut erklärt.
Nadja: Wir haben unserem Sohn (6) erklärt, dass es eine Krankheit gibt, die sich in etwa so verbreitet, wie er es von einem Schnupfen kennt, dass die Tröpfchem von Mund zu Mund „hüpfen“ können, dass aber für viele Menschen diese Krankheit gefährlich sein kann – gerade für ältere Menschen wie seine Großeltern. Er versteht jetzt, dass er Oma und Opa gerade nicht besuchen kann und wir auch Ostern nicht bei ihnen feiern können.
Sebastian: Aufgrund der augenblicklichen, räumlichen Trennung wollten wir ihr die gesamte Situation in einem Videocall erklären. Wir mussten dann aber feststellen, dass ihr die Großeltern als auch die logo Nachrichten schon vieles erklärt hatten, sodass sie von unseren Ausführungen eher gelangweilt war. Ich vermute aber, dass ihr die wirklichen Einschränkungen nicht so richtig bewusst sind, da es sich für sie noch immer wie Ferien bei Oma und Opa anfühlt.
Alexandra: Unser Großer fragt viel. Für den Kleinen ist das Ganze sehr schwer greifbar („Ich habe keinen Virus, mir hat keiner einen gegeben!“). Wir versuchen die Fragen ehrlich zu beantworten. Dieses Video hier fanden wir sehr hilfreich:
Die Kinder wissen, dass sich die Welt in einer kritischen Lage befindet. Sie wissen aber auch, dass sie sich um sich selbst und uns keine Sorgen machen müssen, wenn wir uns jetzt an die Vorgaben halten (Keine weiteren Sozialen Kontakte, Händewaschen) und vorallem wissen sie, dass sie momentan leider nicht zu Oma und Opa dürfen. Das ist besonders schwer, weil sie neben uns wohnen und die Kinder dort immer willkommen sind. Ich bin sehr überrascht, dass sich die Jungs daran halten. Es bleibt zumindest das Gespräch draußen mit viel Abstand. Wir versuchen keine Nachrichten zu sehen oder zu hören, wenn unsere Jungs da sind. Ungefiltert wären die aktuellen Ereignisse definitiv zu viel für die sensiblen Kinderherzen.
Seit wann folgt Ihr dem dringenden Appell „Soziale Kontakte meiden“ und seit wann seid Ihr wirklich at home?
Barbara: Seit 14 Tagen und streng at home seit 1 Woche.
Raweewan: Seit Samstag 14.03.2020, eigentlich haben wir seit Anfang März viele Aktivitäten reduziert, die große Reise abgesagt und wir gehen weniger zum Fitness, Yoga.
Frank: Seit Anfang März. Wir sind sehr konsequent und treffen keine Freunde.
Sebastian: Die sozialen Kontakte haben wir seit den offiziellen Ankündigungen konsequent runtergefahren. Uns ist natürlich bewusst, dass dies auch einfacher ist, wenn das eigene Kind gerade nicht im Haushalt weilt.
Alexandra: Seit Sonntag. Abgesehen von Spaziergängen durch den fußläufig erreichbaren Wald.
Bethany: Wir haben uns am Mittwoch, 11. März wirklich entschlossen: keine öffentlichen Verkehrsmittel mehr (wir haben kein Auto, also heißt das wirklich nirgendwo hinzugehen), keine Besucher, keine Besuche, kein Spielplatz, kein Kontakt, der nicht unbedingt nötig ist.
Jenny: Seit Montag.
Anna: Seit dem 13.03., seit Mittwoch treffen wir keine anderen Kindern mehr, wir machen jedoch ganz früh oder spät, wenn kaum Leute da sind, kurze Spaziergänge, Roller fahren mit dem Kind. Dabei werden keine anderen Kinder oder Erwachsene getroffen.
Thorsten: Seit 13. März.
Nadja: In den ersten Tagen nach den Schul- und Kita-Schließungen war uns der Ernst der Lage noch nicht so bewusst – man verabredete eine alternative Kinderbetreuung in kleinen Gruppen, bei der die Eltern sich abwechseln sollten. Sehr schnell – etwa zwei Tage später – war klar, dass wir das nicht möchten und unsere sozialen Kontakte auf ein Minimum reduzieren. Seit den Spielplatzschließungen haben wir unsere sozialen Kontakte komplett eingestellt.
Kai: Vermeidung sozialer Kontakte und zu Hause seit 14.03.2020.
Was ist die größte Herausforderung derzeit?
Frank: Dass wir nichts anderes machen können, außer uns um die Kinder zu kümmern. Auf unser Backup, die Großmutter (80 Jahre), können wir nicht zurückgreifen. Der Kontakt ist nur noch per WhatsApp möglich, was allen sehr schwerfällt.
Kai: Ein spielendes Kind und Arbeiten zugleich zu Hause sind nicht gut vereinbar – das fällt beiden schwer.
Juliane: Alles so gut es geht, vor der Geburt unseres 3. Kindes vorzubereiten, das ist eine echte Herausforderung.
Bethany: Es ist manchmal schwer zu wissen, was genau jetzt erlaubt/eine gute Idee ist und was nicht. Wir dürfen Lebensmittel kaufen (das scheint mir super gefährlich mit so vielen Leuten in einem Gebäude zusammen…) aber ist es noch okay, einen Spaziergang am Rhein zu machen? Wir haben versucht, einen kleinen Spaziergang mit James zu machen und haben sofort bemerkt, dass das leider nicht machbar ist, er will nämlich ALLES mögliche berühren und er hat keine Ahnung, dass er die Finger nicht in den Mund stecken darf. Also jetzt machen wir ab und zu einen Spaziergang in der Sonne mit ihm im Kinderwagen, da die frische Luft und die Bewegung uns allen gut tut. Hoffentlich ist das okay. Wir wollen safe bleiben und verantwortlich mit der Situation umgehen, aber es ist nicht immer klar, wo die Grenzen sind und warum.
Jenny: Wie es konkret aussieht, wenn alle das ganze Semester zu Hause sein sollten, müssen wir sehen. Bis zum 20. April werden wir schon einige Erfahrung gesammelt haben – da bin ich ganz zuversichtlich. Am schwierigsten ist die Situation sicher für meinen Großen, Jonathan, der kurz vor dem Abitur steht. Noch sitzt er am Schreibtisch und lernt.
Thorsten: Die größte Herausforderung ist für mich gerade, dass meine Frau stabil bleibt. Sie schleppt sich schon zu lange mit immer wieder rückkehrenden Erkältungen durch. Entweder stecken wir uns gegenseitig an oder der ganze Virenpool kommt aus der Kita bei uns an. Das kann ja jetzt nur besser werden *lach*.
Barbara: Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich wieder so schnell an Aufträge komme. Das ist ganz schlimm für mich, zum ersten Mal in meinem Leben kein eigenes Einkommen zu haben. Selbst in der Elternzeit hatte ich mein eigenes Geld. Da ist die Planung mit den Kindern, die das übrigens ganz toll mitmachen hier, wirklich (noch) ein Spaziergang.
Nadja: Mit zwei kleinen Kindern in einer Drei-Zimmer-Wohnung – da wird es schnell eng, wenn man nicht raus geht. In vielen (eigentlich normalen) Alltagssituationen mit den Kindern die Ruhe zu bewahren und nicht gereizt zu sein, ist gerade nicht so selbstverständlich wie in normalen Zeiten.
Sebastian: Derzeit gibt es für uns keine großen Herausforderungen. Diese werden sich dann stellen, wenn wir unsere Tochter zurück nach Köln holen werden.
Anna: Die Tagesstruktur zu behalten, mangelnde Bewegungsfreiheit, Arbeiten und Kind at home gleichzeitig, ist herausfordernd.
Alexandra: Telefonkonferenzen! Ich habe beruflich sehr viele Besprechungen, die finden jetzt alle digital statt. Das fordert mich, aber es tut gut, dass es weiter geht. Ansonsten ist das Arbeiten im Home-Office mit zwei noch recht jungen Kindern nicht einfach. Mein Mann kümmert sich allerdings immer um sie, wenn er zu Hause ist und hält mir den Rücken frei.
Raweewan: Die Zeit mit den Kindern ohne draußen sein zu können. Als Mutter muss man die Balance finden, dass man nicht zu viel macht und dann keine Zeit für sich selbst bleibt. Wenn alle zu Hause sind, hat man mehr Hausarbeit zu tun und weniger Zeit /Space für sich.
Welch‘ unerwarteten Einfallsreichtum habt Ihr der Sache abgewinnen können?
Alexandra: Meine Kolleg*innen sind unheimlich kreativ und motiviert. Das ist megatoll! Unsere „digitalen Jugendzentren“ sind bereits Mitte der Woche gestartet. Zu Hause entdecken wir die digitalen Angebote für Kinder, die momentan von verschiedenen Anbietern zur Verfügung gestellt werde. Wir machen jetzt jeden Nachmittag einen Kinderworkout und eine Kindertanzstunde. Als nächstes wollen wir mal die digitalen Musikschulangebote ausprobieren.
Nadja: Wir haben Fahrradtouren für uns entdeckt. Jetzt planen wir zudem, im Gemeinschaftsgarten unseres Mietshauses etwas entstehen zu lassen, was wir mit den Kindern gemeinsam täglich beobachten und besuchen können – vielleicht ein bienenfreundliches Blumenbeet oder ein Zuhause für Insekten. Wir lassen uns etwas einfallen. Raweewan:
Jenny: Ab nächste Woche wollen wir einen Rhythmus wie im Kindergarten aufbauen. Wir haben ja zum Glück einen großen Garten und zwei kleine Kinder, die zusammen spielen können. Jeden Tag wird es einen ‚Event‘ geben: wir nähen, backen, malen Aquarell, schreiben Briefe etc. – so zumindest der Plan. Bis jetzt machen wir nichts Spezielles und fahren noch einen Wochenend-/ Ferienrhythmus.
Kai: Singen mit den Nachbarn auf dem Balkon incl. Geburtstagsliedern für eines der Kinder. Spiele zu Dritt oder als App, die wir vorher noch gar nicht ausprobiert hatten (z.B. Kartenspiele, „Elefanten“-App vom WDR).
Thorsten: Ich persönlich finde das Klatschen jeden Abend hier im Veedel an den Fenstern für all die, die diesen Kraftakt in den Kliniken, Seniorenheimen und in den vielen vielen Supermärkten leisten, sehr bewegend. Da sind die Kinder auch voll dabei. Ich finde auch Klasse, dass es viele Freiwillige gibt, die sich für alles engagieren und denen zur Seite stehen, die es dringend brauchen. Das Konzert aus den Fenstern der Stadt soll ja heute Abend (Sonntag 22.03.2020 um 18 Uhr) stattfinden. Sophie (6) und Mia (8) spielen mit ihren Instrumenten auch und sie üben schon seit Donnerstag dafür.
Barbara: Dass mir meine Kinder heute ein kleines Frühstück ans Bett gebracht haben und wir haben nicht Muttertag! Ok, Spaß beiseite: Die Kinder wissen nun mehr denn je, dass ich nicht dauernd hinter ihnen her aufräumen kann. Wir machen uns also einen Spaß daraus: Wer hat zuerst alle Schuhe richtig sortiert? Wer schafft 10 Handtücher am schnellsten so zu falten, dass sie perfekt in den Wäscheschrank passen? Wer kann die Unterhosen von 5 Personen alle richtig zugeordnet in kurzer Zeit auf den Wäscheständer hängen? Wer kann alle Bauklötze, Bilderbücher und Spielsachen in die richtigen Kisten zuordnen und dabei die Kinderzimmer abends aufgeräumt hinterlassen? Beim Abendessen gibt es dann eine mini kleine Preisverleihung. Und ganz nebenbei können meine Kinder plötzlich mithelfen und aufräumen, was vorher immer und immer ein Kraftakt war.
Frank: Anni hat ihrem Wauwau eine Tasse über die Schnauze gestülpt. Ich weiß nicht, ob sie im Fernsehen die Menschen mit Mundschutz gesehen hat und auch den Hund vor Ansteckung bewahren möchte?
Anna: Wir tauschen uns noch mehr als sonst mit anderen Eltern aus. Im Haus treffen wir uns jeden Tag auf den Balkonen und singen mit den Kindern Kinderlieder (4 Familien).
Bethany: Ich bin ausgebildete Opernsängerin. Alle Engagements sind abgesagt. Und ich weiß nicht, wann und wie es vor 2021 weitergeht. Ich arbeite dafür viel mehr im Moment als Verlagsassistentin für meine Mutter in den USA, die eine NYT Bestseller Autorin ist. Das war immer so ein „Side-hustle“ (Nebenjob) für mich und hat ab und zu geholfen, mich durch die finanziell dünnen Monate zu retten… aber jetzt machen wir zusammen viele Projekte für ihr Business, wozu ich vorher nie Zeit hatte. Meine Mutter freut sich sehr, jetzt endlich eine richtige Assistentin zu haben, LOL!
Und was könnt Ihr der ernsten Lage Positives abgewinnen?
Anna: Man hat auf Distanz Kontakt mit Menschen, der sonst so nicht oder viel weniger zustande gekommen wäre. Das Viertel (Innenstadt) scheint sogar mehr zu leben als vorher, obwohl man weniger Menschen auf den Straßen sieht.
Sebastian: Positives? Einiges. Zum einen sieht man wieder, dass Vieles, das man für so unfassbar wichtig hält, am Ende gar nicht so relevant ist. Ich freue mich auch über die vielen solidarischen Bemühungen von z.B. Nachbarn ihren älteren Mitmenschen zu helfen. Von der erzwungenen “Telearbeit” erwarte ich mir zukünftig mehr Bereitschaft, die Digitalisierung in der Stadt und auf dem Land voranzutreiben.
Nadja: Wir schalten in vielen Bereichen einen Gang runter – insbesondere im Umgang mit den Kindern. Im Alltag heißt es so oft „schnell, schnell, zieh Dir schneller die Schuhe an“, „beeil Dich, wir haben keine Zeit“…. Ohne Fußballtraining, Schwimmkurs und Verabredungen jagt plötzlich nicht mehr ein Termin den nächsten – das hat auch etwas Gutes.
Alexandra: Wir rücken als Familie näher zusammen, ich verbringe mehr Zeit mit meinen Kindern als im Alltag. Die zwei Jungs werden unheimlich kreativ und spielen wirklich tolle Sachen miteinander (natürlich kracht es auch immer mal wieder). Die Jungs nutzen jetzt täglich die Möglichkeit einen „Video Anruf“ bei Großeltern und Freunden zu machen, dürfen sie auch und wenn Oma und Opa im Kinderzimmer digital dabei sind, habe ich Zeit etwas anderes zu machen 🙂
Bethany: Wir kochen (noch) frischer und kreativer als je zuvor! Wir hatten schon ein Bioladen-Lieferservice-Abo und jetzt bestellen wir fast alles dort. Wir nehmen die Gelegenheit wahr, unseren Garten richtig mit Gemüse und Obst zu bepflanzen. Ich versuche zu lernen, Brot selbst zu backen, sodass wir fast gar nicht mehr zum Supermarkt müssen. Und James macht mit – das ist wirklich schön.
Kai: Wenn wir als Gesellschaft Achtsamkeit und Solidarität zeigen, kann das auch eine Chance darstellen, behutsamer mit sich, mit seinen Nächsten, mit Ressourcen und der Umwelt umzugehen. Und dabei nach der Krise aufgrund der Geldknappheit an eine gerechte(re) Verteilung der Mittel denken.
Barbara: Wie gesagt, die Aufräumlektion finde ich Klasse und wie wir tatsächlich zusammen kochen, backen und hinterher alles aufräumen. Es erinnert mich an meine Oma in den 70ern, als ich klein war, da waren alle Enkel immer eine Woche zusammen in den Sommerferien bei ihr auf dem Land und wir haben alle mit ihr angepackt, in der Küche, im Garten, auf dem Feld, vom Kleinsten bis zum Größten!
Thorsten: Wir werden förmlich „gezwungen“, kreativ zu sein. Das Fernsehen langweilt die Kinder auch irgendwann und sie räkeln sich lustlos auf dem Boden rum. Heute Vormittag haben wir angefangen, Eier zu färben mit roter Bete, Rotkohl und gepressten Möhren, die Kinder sind glücklich. Morgen habe ich meinen freien Tag, wir werden das Kinderzimmer streichen, dafür müssen wir erst aus Zeitungen Papierhüte basteln, bevor es losgeht. Und aus der Zeitung will mein Sohn dafür nur den Fußball/Sportteil verwenden. Wir haben ihm einen ganzen Stapel Altpapier ins Zimmer gelegt, er kann noch nicht lesen, aber anhand der Fotos weiß er, das ist ein Sportteil, den braucht er.
Raweewan: Wir verbringen intensive Zeit zusammen. Ich habe den Kopf frei von der Arbeit und kann mich besser auf die Kinder und die Bücher konzentrieren.
Welchen Tipp magst du anderen Eltern weitergeben? Und welchen wichtigen hast du von anderen gehört?
Alexandra: Telefonieren mit anderen Erwachsenen halte ich für sehr wichtig. Der regelmäßige Austausch mit anderen in der gleichen Situation hilft mit sehr. Auch den Kindern hilft es so mit ihren Freunden und anderen Lieblingsmenschen in Kontakt zu bleiben. Mein Tipp: Haltet nicht an allen Regeln starr fest. Die Kinder werden jetzt mehr Fernsehen gucken und Tablett spielen. Lasst sie wissen, dass es eine Ausnahmesituation ist und seht es nicht zu eng. (Das ist natürlich kein Plädoyer für’s Dauerparken vor dem Fernseher, aber ich kenne viele, die im Alltag sehr strikte und sicherlich gute Regeln in Bezug auf Mediennutzung für ihre Kinder haben).
Nadja: Auch wenn es den Kindern sehr schwerfällt, die Kita- oder Schulfreunde nicht zu sehen: Es ist wichtig, jetzt durchzuhalten und sich im Sinne aller an die Einschränkungen zu halten. Mir fällt das wahnsinnig schwer, aber das ist jetzt das einzig Richtige.
Sebastian: Einen Tipp zur aktuellen Situation habe ich nicht. Generell lohnt es sich, die Kinderbetreuung gleich aufzuteilen. So hat man mehr von seinen Kindern und gleichzeitig können sich beide Partner beruflich weiterentwickeln und so jeweils auch wirtschaftlich ein Rückgrat für die ganze Familie sein. Das gibt der Familie als Ganzes mehr Beinfreiheit.
Jenny: Kindern kann man einiges zutrauen und sie in den Alltag einbinden: Spülmaschine ein- oder ausräumen, Tischdecken, Waschmaschine befüllen, kochen, Gemüse schnibbeln – was auch immer altersangemessen passt. Jetzt dürfen alle mit ran 😉
Bethany: Es gibt coole Online-Liederstunden für Kinder, viele schöne kreative Lösungen sind jetzt im Netz verfügbar. Bis jetzt sind wir noch nicht dazu gekommen, ich habe das Gefühl, dass wir zu beschäftigt sind mit kochen, backen, Wäsche waschen, putzen usw., um solche Dinge zu machen. Aber dafür sollten wir unbedingt Zeit finden.
Kai: Die Zeit mit den Kindern nutzen, die man sonst im normalen Alltag viel zu wenig hat.
Thorsten: Wenn einer von beiden nahezu den ganzen Tag allein ist mit den Kindern, schenk‘ dem Partner*In etwas Schönes. Und sei dankbar, dass du, deine Kinder und deine Familie gesund ist.
Barbara: Fünfe gerade sein lassen… Es ist für alle eine neue Situation. Meine Oma sagte gerade zu mir am Telefon: Kinder Kinder, Ihr seid nicht im Krieg. Macht das Beste draus.
Anna: Die Tagesstruktur behalten. Wir haben von der Kita den „Morgenkreis“ übernommen, und früh findet eine kleine Familienbesprechung statt, was uns am jeweiligen Tag bevorsteht. Es wird angekündigt, wann Mama oder Papa arbeiten müssen, wann spielt das Kind alleine, wann wird was gebastelt, wann sind kleine Aufgaben zu erledigen.
Welchen Link/Blog im Internet zur Bewältigung der Lage kannst du anderen Eltern empfehlen?
Thorsten: Ich habe Oma und Opa gestern einen Facebook- und Instagram-Account eingerichtet. Schon nach 1 Stunde waren sie hellauf begeistert. Und diesen Vater-Blog Papas Rasselbande lese ich sehr gerne.
Raweewan: Wir haben von der Schule Sportübungen für die Kinder bekommen. Und für mich Ashtange Yoga.
Kai: Mit dem Kind entdecken wir gerade die ersten elektronischen Spiele und Apps, die auch zusammen richtig Spaß machen. Und ganz wichtig: keine „sozialen Medien“ (Facebook-, WhatsApp-Gruppen usw.) nutzen – was da an Falschmeldungen und Quatsch kommt, lenkt nur ab, verunsichert und ist noch unerträglicher als in normalen Zeiten.
Bethany: Julia Miller-Lissner-Kindermusik vom Feinsten, immer dienstags gibt es eine neue Musikstunde für Kinder. www.kigaportal.com mit Bastelideen und unzähligen Spielen und 50 Spielideen von LEGO
Alexandra: Uns gefällt der Kindertanz Channel von „Lichterkinder“ sehr! Mein Kleiner geht zum Tanzen und wir haben hier so eine gute Möglichkeit für zu Hause gefunden.
Anna: Diese hier sind sehr schön, brauchbar und hilfreich: Der NDR Podcast von Christian Drosten, eine lustige pdf-Anleitung zum Basteln einer Hasenfamilie und #bleibzuhause!
Sebastian: Wir haben Oma und Opa mit einigen coolen Initiativen versorgt. Dadurch kommen sie selbst mit den Vorzügen des Internets in Kontakt und haben so vielleicht auch mal 20 Minuten Pause von der Enkeltochter 😉 Beispielhaft fanden wir den “sportlichen” Ausflug in den Zoo ganz witzig.
Barbara: Hier meine Blogtipps, die ich alle sehr gerne lese, wenn ich Zeit habe: Löckchenzauber, Die Sonntagskinder, Hauptstadtmutti, Echte Mamas, und Papapi.
Vielen Dank allen Eltern, dass Ihr uns Rede und Antwort gestanden habt.
Und hier unsere lose Linksammlung für alle Eltern, die neue Inspirationen suchen.
Was passiert, wenn Menschen keinen Abstand halten?
101 lustige Ideen für Kinder.
Ein tolles Angebot der Stadtbibliothek Köln, alles digital verfügbar.
Mundschutz nähen ist das neue Stricken.
Zu Hause bleiben und Spaß haben, eine Corona-Spaßliste.
Heribert Prantl sagt: Dies ist eine „Zwangspause für eine erschöpfte Gesellschaft“.
Natur erleben mit Kindern, auch während Corona. Naturtipps für Kinder vom Nabu.
Wie fühlt sich das Homeoffice mit Kindern an?
Basteln gegen die Corona-Langeweile [der ursprüngliche Link ist leider nicht mehr erreichbar].
10 Tipps [der ursprüngliche Link ist leider nicht mehr erreichbar] für die Kinderbeschäftigung zu Hause.
Und so sieht die Welt nach Corona aus, meint der Zukunftsforscher Matthias Horx.
Kindertheater für die Jüngsten
Kennst du schon unser Programm im Kindertheater Zauberflöckchen?
Bildung, Spiel, freie Meinungsäußerung und Beteiligung – bei uns dürfen Kinder immer Teil des Ganzen sein. Unser kleines Publikum interagiert mit den Schauspieler*innen und macht unsere Stücke jedes Mal zu einem besonderen Erlebnis.
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