Wenn Väter Elternzeit nehmen

Ein besonders väterliches Interview

Damit Ihr auch weiterhin von uns hört, lassen wir euch teilhaben an diversen Familienthemen, so auch heute zum Thema „Elternzeit“. Göran, unser Papa-Blogger, hat Hendrik (43) aus Darmstadt interviewt. Hendrik ist ein entspannter Familienmensch, verheiratet und Vater von zwei Kindern (9+2). Seinen Job in der IT-Branche als Systemadministrator hat er für die Elternzeit vorerst auf Eis gelegt – Fortsetzung ungewiss. Aber dazu lassen wir ihn am besten selbst zu Wort kommen:

Zauberflöckchen: Hendrik, herzlichen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um uns von deiner Elternzeit zu erzählen. Gleich vorweg die Frage: Wie erfüllend ist es für dich als Vater, tagtäglich deine Kinder erleben zu können?

Hendrik: Es ist überaus erfüllend. Und zwar so sehr, dass ich mir sogar vorstellen kann, nicht mehr in meinen bisherigen Job zurückzukehren – zumindest nicht in der bisherigen Form. Hoffentlich liest mein Arbeitgeber nicht mit! (er lacht laut) Aber bis dahin ist es noch ein bisschen. Ich muss mich noch nicht gleich im nächsten Monat entscheiden. Aber es wird keine leichte Entscheidung werden, denn was ich in den ersten vier Monaten der Elternzeit erleben durfte, macht mir enorm Spaß. Deswegen bin ich doch überhaupt erst Vater geworden! Damit ich die Entwicklung meiner Kinder begleiten und auch ein wenig mit anschubsen kann.

Zauberflöckchen: Kannst du den Leserinnen und Lesern kurz erläutern, wie man die Elternzeit beantragt?

Hendrik: Sehr gern. Der Antrag selbst fällt in der Gestaltung zwar unterschiedlich aus, aber was in jedem Bundesland verlangt wird, sind: Geburtsurkunde, Kopien der Personalausweise der Eltern und Einkommensnachweise aus der Zeit vor der Geburt. Beim Arbeitgeber selbst muss im Grunde nicht extra was beantragt werden. Man teilt ihm letztendlich ganz sachlich mit, wann er die Elternzeit nehmen möchte. Dies wiederum geht innerhalb der ersten drei Jahre nach der Geburt. Es ist dabei auch möglich, so habe ich es gemacht, die Elternzeit unmittelbar nach der Geburt zu nehmen. Rückblickend war das für mich persönlich eine gute Entscheidung, weil ich von Anfang an im wahrsten Sinne hautnah dabei war. Das war eine unglaublich intensive Zeit!

Zauberflöckchen: Wie lange darf man denn als Vater oder Mutter insgesamt Elternzeit nehmen? Wie habt ihr als Eltern das geregelt?

Hendrik: Das geht wie gesagt insgesamt maximal drei Jahre lang. Wenn der Arbeitgeber einverstanden ist, kann man die Elternzeit während des dritten Lebensjahres des Kindes auch in dessen 8. Lebensjahr nehmen. Das ist sicherlich eine interessante Option, die ich im Auge behalten werde. Momentan sind wir beide noch im ersten Jahr Elternzeit. Selbstverständlich gilt bei der Inanspruchnahme der Elternzeit auch das Gebot der Höflichkeit bzw. Rücksichtnahme, d. h. man sollte auch um seiner selbst willen, den Arbeitgeber frühestmöglich über die getroffenen Entscheidungen informieren. Und ihn auch nicht bis zum letzten Augenblick warten lassen.

Wie kann man seine Elternzeit aufteilen?

Die Elternzeit darf man in verschiedene Zeitabschnitte unterteilen. Dabei ist zu unterscheiden, wann das Kind bzw. die Kinder geboren sind.

  • Geburten vor dem 15. Juli 2015: Hier stehen dir bis zu zwei Zeitabschnitte zu.
  • Bei Geburten nach dem 15. Juli 2015 kann man die Elternzeit sogar in drei Zeitabschnitte aufteilen.

Wer seine Elternzeit vor dem 3. Geburtstag anmeldet, muss die sogenannte Bindungszeit berücksichtigen. Innerhalb der ersten beiden Lebensjahre – also bis zum 3. Geburtstag des Kindes – muss man festlegen, für welchen Zeitraum oder für welche Zeiträume die Elternzeit genommen werden soll. Von den insgesamt 36 Monaten Elternzeit müssen dabei 12 Monate innerhalb der Bindungszeit genommen werden. Die dann noch verbleibende Zeit kann man dann bis zum 8. Geburtstag beliebig aufteilen. Die Möglichkeit, direkt die vollen drei Jahre auf einmal in Anspruch zu nehmen, bleibt unberührt.

Nur sollte man bedenken, dass eine vorzeitige Beendigung der Elternzeit (falls man doch vorher zurück zum Arbeitsplatz möchte) von dem Einverständnis des Chefs abhängig ist – oder auch von einer erneuten Schwangerschaft!

Zauberflöckchen: Es heißt aus guten Gründen „Elternzeit“ – aber wird die nicht immer noch überwiegend von den Müttern genommen? Inwiefern gelten Väter als Ausnahmen, geradezu als Exoten?

Hendrik: Absolut. Aber wir sind deutlich auf dem Vormarsch. Soweit ich weiß, gehen immer mehr Väter in Elternzeit, „genießen“ sie aber nicht so lang. Da ich gleich die ersten 12 Monate (innerhalb der ersten 24 Monate) Elternzeit genommen habe, bin ich sicherlich eine gewaltige Ausnahme. Die Entscheidung über das „ob“ und das „wie lang“ muss jeder für sich persönlich treffen.

Dennoch: Aufgrund meiner ausschließlich positiven Erfahrung kann ich nur dazu raten. Auch, wenn man nach der Büroarbeit von einem in ein neues Hamsterrad steigt. Denn die täglichen Aufgaben werden nicht unbedingt weniger – und sind auch um 17 oder 18 Uhr noch lange nicht vorbei.

Statistik zur Elternzeit

Während Mütter im Jahr 2020 durchschnittlich 14,5 Monate Elternzeit in Anspruch genommen haben, sind es bei den Vätern gerade einmal 3,7 Monate.

Ergänzend noch ein paar Angaben zum Elterngeld

  • Im Jahr 2020 haben insgesamt 462.300 Väter Elterngeld bezogen.
  • Damit war jeder Vierte (25 %) derjenigen, die Elterngeld bezogen haben, männlich. 2015 waren es nur 21 %. Tendenz also steigend.

Laut Statista gab es 2020 die meisten männlichen Elterngeldbezieher in Sachsen (30 %). Die beiden Bundesländer Berlin und Bayern kommen auf jeweils 27 %. Abgehängt folgt das Saarland mit gerade einmal 19 % der Väter, die sich dazu durchringen konnten, Elterngeld zu beziehen.

Zauberflöckchen: Zum Schluss noch eine Frage zu den Reaktionen: Wie hat dein Umfeld und ganz konkret: Wie hat dein Chef auf deine Elternzeitankündigung reagiert?

Hendrik: Ehrlich gesagt, gemischt. Mein Chef war wie erwartet etwas „moderner“ eingestellt. Ihn hat es nicht gerade überrascht, dass Männer in seiner Firma mit diesem Wunsch an ihn herantreten. Aber es kommt eben seltener vor. Er ist in einigen Langzeit-Projekten gezwungen, das Personal neu aufzustellen. Aber er versicherte mir, dass mein Wiedereinstieg keine Probleme geben wird und wünschte mir eine gute Zeit mit meinen Kindern.

Allerdings muss man auch für den Unmut des Arbeitgebers Verständnis haben. Aber das gesetzlich verankerte Recht, Elternzeit zu nehmen, steht nun mal auf der anderen Seite. Da werden Interessen gegeneinander abgewogen. Und, zumindest wenn der Arbeitnehmer wieder in seinen Job zurück will, stehen seine Interessen über denen des Chefs bzw. des Unternehmens.

Hierzu noch eine Bemerkung: Es gibt ein Zeitfenster, das man beachten sollte. Innerhalb einer Woche, muss der Antrag auf Elternzeit schriftlich gestellt werden. Dabei muss der Elternzeitantrag spätestens sieben Wochen, jedoch nicht früher als acht Wochen vor der geplanten Elternzeit beim Arbeitgeber eingereicht werden. Eine formelle Bestätigung ist nicht üblich, aber man kann sich den Eingang des Antrags „quittieren“ lassen.

Zauberflöckchen: Und wie hat euer Freundeskreis auf deine Elternzeit reagiert?

Hendrik: Der war im Vorfeld informiert und hatte nur die Wahl, mich bzw. uns in allem zu unterstützen (lacht)

Zauberflöckchen: Wir danken dir für dieses Interview.

Liebe Väter, teilt gern eure Erfahrungen mit uns: Wie erlebt ihr eure Elternzeit und wie reagiert das Umfeld? Habt ihr die Auszeit genauso erwartet? Und welche Tipps könnt ihr anderen Vätern? 

Ihr habt es sicher gemerkt: Noch versorgen wir euch mit allerlei Magazin-Themen für die Family, denn das, was es aus dem Kindertheater zu berichten gäbe, fängt ja gerade erst langsam wieder an zu laufen. Und Dank euch treuen Fans ist unser Überleben in diesem Coronaalltag überhaupt erst möglich geworden – nochmals an dieser Stelle ein ganz großer DANK AN EUCH!

Wir freuen uns sehr, wenn du unseren Beitrag teilst und uns damit unterstützt. Vielen Dank!

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